FORE-Tagung Februar/März 2025

FORE – Tagung

Zeitenwende(n)! Aber wohin?
oder 
„Die Zukunft war auch schon besser“ (Karl Valentin)

Fr. 28. Februar / Sa. 1. März 2025

Seminarhaus Alter Ziehbrunnen
Bergstraße 30 - 83093 Bad Endorf
Tel.: 0 80 53/30 75-0 http://www.ziehbrunnen.de

Bei unserer Veranstaltung im März 2024 zum Thema „Ende“ ging es vor allem um das Ende des Lebens, das Ende von Musikwerken und den offenen Rand des Universums. In den Diskussionen kam aber zum Ausdruck, dass es im individuellen Leben und in Gemeinschaften viel mehr um Neuanfänge und Übergänge geht. So stand schnell im Raum, sich bei dem Seminar auf der Fraueninsel mit „Zeitenwenden“ zu befassen, um einen Ausdruck zu verwenden, der seit der Rede unser Bundeskanzlers nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine wieder stärker im Bewusstsein ist. Seither häufen sich die einschneidenden Ereignisse: der Hamas-Überfall auf Israel, der folgende „Gazakrieg“, der Rechtsruck im EU-Parlament, in Frankreich, in den ostdeutschen Bundesländer und Österreich, und zu guter Letzt die Wiederwahl von Trump und das Ende der Ampelregierung. Und dieser Politzirkus findet statt vor dem Hintergrund bedrohlicher, globaler Umweltveränderungen wie Klimawandel und Biodiversitätsverlust. Es verwundert deshalb nicht, dass sich in der Bevölkerung der verschiedenen Länder eine Verunsicherung über die weitere Entwicklung breit macht. Diese Verunsicherung gibt extremen Kräften Auftrieb, die mit populistischen Sprüchen vorgeben, Lösungen für die komplexen Gemengelagen zu haben.

Es liegt deshalb nahe, bei dem Thema „Zeitenwende(n)“ zu bleiben, und der Frage nachzugehen, wohin die Entwicklung gehen könnte.

Toni Lerf wird sich in seinem Vortrag mit Perspektiven für die Zukunft auf globaler Ebene auseinandersetzen, beginnend mit dem von Jorgen Randers 2012 zu 40 Jahre „Grenzen des Wachstums“ vorgelegten Bericht „2052“ an den Club of Rome. Im Weiteren geht es um die Folgen der menschlichen Eingriffe in Öko- und Geologie für die Stabilität des Gesamtsystems Erde im Anthropozän. Für Bruno Latour muss die Ausrufung des Anthropozäns ein Schock gewesen sein, den er in seinem Buch „Kampf um Gaia“ verarbeitet hat, ein Parforce-Ritt durch die europäische Philosophie der letzten 100 Jahre. Sein Lösungsvorschlag zur Bewältigung der vor uns liegenden Probleme ist, ausgehend von seiner Akteur-Netzwerktheorie öko-/geologische Teilsysteme wie Ozeane, Urwald, Böden usw. als eigenständige Akteure, die um der Stabilität des gesamten Erdsystems willen ihre eigenständigen „Interessen“ gegenüber den Interessen der Nationalstaaten zur Geltung bringen können. Latours Ansatz wird von den südamerikanischen Anthropologen Danowski und Viveiros de Castro („Wie wollen wir leben?“) und von dem indischen Historiker Chakrabarty („Das Klima der Geschichte im planetarischen Zeitalter“) aufgegriffen. So bekommen auch außereuropäische Stimmen eine Plattform.

Jeróme Schäfer vom Geschwister-Scholl-Institut der LMU und Mitglied der Jungen Akademie an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wird sich in seinem Vortrag mit dem Wahlverhalten der Bürger in demokratischen Staaten befassen. Er hat sich in seinen wissenschaftlichen Arbeiten mit dem Wahlverhalten in Italien, USA, Frankreich und Deutschland beschäftigt. Das Thema passt sehr gut zur Bundestagswal, die am 23. Februar sein wird. Zum Inhalt seines Vortrags hat Herr Schäfer mir folgenden Text zukommen lassen: Wahlen werden oft als „Feiertage der Demokratie“ bezeichnet. Jedoch zeichnet sich seit einigen Jahren ein unerfreulicher Trend ab: in den meisten westlichen Demokratien (z.B. in Deutschland, Frankreich, und den USA) sinkt die Wahlbeteiligung entweder deutlich ab oder stagniert auf niedrigem Niveau. Diese Entwicklung kann eine Gefahr für die Legitimität der Demokratie darstellen und ist umso problematischer, da die politische Partizipation unter Wähler:innen jüngeren Alters, sowie mit niedrigem Einkommen und/oder Bildungsgrad, besonders stark absinkt. Zudem sind populistische Parteien oft eher in der Lage, ihre Anhänger:innen zu mobilisieren, als die etablierten Parteien. In diesem Vortrag beschäftigen wir uns mit den Ursachen und Folgen der sinkenden Wahlbeteiligung aus der Perspektive der empirischen Wahlforschung und untersuchen, welche konkreten Maßnahmen diesem Trend entgegenwirken könnten

Ulrike Potzel geht der Frage nach, inwieweit eine auf der Theorie komplexer Systeme basierende Fassung des Konzepts der Resilienz (vgl. Holling1973_Resilience and Stability of Ecological Systems) erlaubt, Kriterien für die Stabilität auch gesellschaftlicher Systeme (vgl. Holling2004_From Complex Regions to Complex Worlds) anzugeben.

Im letzten Vortrag beleuchten Stephan Schöttl und Nikolaus Schatt die positiven und die problematischen Seiten der Informationstechnologien. Stephan behandelt eher die technischen Gegebenheiten, einschließlich Chat-GBT und KI, und der problematischen Auswüchse (z.B. Cyberkrieg, Verbreitung von fakes news usw.), während Nikolaus im zweiten Teil philosophische Überlegungen zur wünschenswerten Weiterentwicklung der IT anstellen will.

 

Programm

Freitag, 28.2.2025
ab   13:00   Anreise
15:00 16:30 Toni Lerf
      „In welcher Welt leben?“
16:30 17:00   Kaffeepause
17:00 18:30 Jeróme Schäfer
      „Wählen für die Demokratie? Die Ursachen und Folgen der sinkenden Wahlbeteiligung“    
19:00       Abendessen

 

Samstag, 1.3.2025
ab   8:00   Frühstück
9:00 10:30 Ulrike Potzel
      „Resilienz, Zeitenwende und stabile Demokratie“
10:30 11:00   Kaffeepause
11:00 12:30 Stephan Schöttl und Nikolaus Schatt
      „Sonnen- und Schattenseiten der Informationstechnologien“
13:00     Ende der Tagung mit dem Mittagessen

 

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