FORE-Tagung Februar 2022

FORE – Tagung

Technik als Heilsversprechen:​
Zwischen Hype, Dämonisierung und Abschreibung

Do./Fr. 17./18. Februar 2022

Seminarhaus Alter Ziehbrunnen
Bergstraße 30 - 83093 Bad Endorf
Tel.: 0 80 53/30 75-0      Fax: 0 80 53/30 75-10
http://www.ziehbrunnen.de

 

Bei unserem letzten Treffen Ende Oktober haben wir uns darüber mokiert, dass die meisten Parteien nach ihrer langdauernden Erkenntnisverweigerung des Klima- und Energieproblems ihr Heil in den nächst besten Technologien suchen, um sich selbst und den Bürgern nicht eingestehen zu müssen, dass die notwendigen Transformationen nicht ohne Änderung der Lebensgewohnheiten zu haben sein werden. Das mantra-artige „Herunterbeten“ der immer gleichen Vokabeln Digitalisierung, Elektromobilität, regenerative Energie, … hat Züge von Heilsversprechen. Dieses vielleicht etwas überspitzte Statement rief in unserer Runde eine Fülle von Erinnerungen an groß angekündigte technische Versprechen wach, die im Sande verlaufen sind, oder erst mit gehöriger Verspätung und unter starken Wandlungen in die Anwendung gefunden haben. Hier gibt es eine Fülle von historischen und aktuellen Beispielen, z.B. die chemisch induzierte Kernfusion, Photovoltaik, High-Tc Supraleiter, Molekulare Elektronik, 3-D-Drucker, Quantencomputer.

Damit war das Stichwort gegeben für unsere nächste FORE-Veranstaltung. Bei der Fülle der möglichen Themen war uns klar, dass wir damit wohl zwei Veranstaltungen bestreiten können. Für den Februartermin wollen wir uns vor allem auf Themen konzentrieren, die in der Diskussion um die Energiewende eine Rolle spielen.

Bernhard Gill wird uns am Anfang unserer Veranstaltung zunächst einen allgemeinen Einstieg in das Rahmenthema (überhöhte Erwartungen, Hypes) geben. Er wird dabei auf das Herdenverhalten bei Begeisterungsstürmen und Panikattacken als Grundlage von Finanzkrisen sowie von Boom/Bustzyklen in der Technologieentwicklung eingehen. Oder frei nach John Maynard Keynes: Warum es oft besser ist, sich mit der Herde zu irren, als gegen die Herde recht zu behalten.

Im Zusammenhang mit der Energiewende und der Digitalisierung nimmt die Debatte um die Rohstoffversorgung für die erforderlichen Technologien einen großen Raum ein. Deshalb wurde eine eigene Deutsche Rohstoffagentur eingerichtet. Renommierte Wissenschaftler (z.B. Armin Reller) gehen von einer ernstzunehmenden Knappheit aus. Siegfried Kreibe hat angeboten seine Sicht des Rohstoffthemas zu beleuchten.

Toni Lerf wird die Entwicklung der Technischen Elektrochemie seit 200 Jahren nachzeichnen. Nur kurz soll das Prinzip der Batterien und Akkus rekapituliert werden. Im Mittelpunkt des geschichtlichen Überblicks stehen die enormen Fortschritte der Batterie/Akku-Entwicklung nach der 1. Ölkrise. Das wichtigste Produkt dieser Forschungsphase sind die heutigen leistungsstarken Li/Li-Kobaltat-Akkus. Mit der Forderung nach der E-Mobilität beginnt seit 2010 eine neue Phase der Forschung. Der Ausgang ist ungewiss: Bedeutung gewinnt aber wegen der zukünftigen Rohstoffversorgung das Recycling.

Erwin Schuberth will aufzeigen, inwieweit Wasserstoff zur zukünftigen Mobilität (private Automobilität, Last-, Flug- und Schiffsverkehr) beitragen kann. Darüber hinaus wird er darauf hinweisen, dass Wasserstoff eine wesentliche Energiequelle für energieintensive technische Prozesse (z.B. Zementherstellung, Metallurgie) bleiben wird.

Nikolaus Schatt wird in seinem Vortrag untersuchen, inwieweit die Informationstechnologie (IT, Digitalisierung) die mit der „Energiewende“  verbundenen Umsetzungsschwierigkeiten abmildern kann. Die Befürworter des IT-Einsatzes versprechen die Energie-Nachfrage energieverbrauchender Geräte dem Energie-Angebot besser anzupassen zu können oder schlagen vor, Energieproduktion und -nutzung mit der Energiespeicherkapazität in die technischen Anlagen (z.B. den Akkus von Autos, oder Aluminiumschmelzen) so zu verbinden, dass in Zeiten eines Überangebotes überschüssige Energie aus Photovoltaik oder Windenergie gespeichert wird und in Zeiten der Angebotsflaute wieder abgegeben werden kann (Konzept des „smart grid“). Dies erfordert aber einen enormen Einsatz vieler dezentraler Sensoren und Steuerungen und eine immense Kapazität für die Speicherung und Übermittlung der anfallenden Datenmengen. Die derzeit ungelöste Frage ist, ob die Energieeinsparung durch diese Technologien tatsächlich den Energieaufwand für die Bereitstellung und Betrieb der nötigen Infrastruktur übertrifft. Ebenso schwer einzuschätzen ist, inwieweit Rebound-Effekte die Vorteile der neuen Technologien unterlaufen.

Programm

Donnerstag, 17.2.2022
ab   13:00    Anreise
15:00 16:00   Bernhard Gill
        „Erwartungen und Erwartungserwartungen. Warum es oft besser ist, sich mit der Herde zu irren, als gegen die Herde recht zu behalten.“
16:00 17:00   Siegfried Kreibe
        „Müssen wir einem Rohstoffmangel entgegensehen?“
17:00 17:15   Kleine Kaffeepause
17:15 18:30   Toni Lerf
        „Fortschritt ist eine Schnecke: Batterieentwicklung der letzten zweihundert Jahre“
    19:00   Abendessen

 

Freitag,  18.2.2022
ab   8:00    Frühstück
9:00 10:30   Erwin Schuberth
        „Wasserstoff als unverzichtbarer Energieträger“
11:00 12:30   Nikolaus Schatt
        „Digitalisierung und Energiewende“
    13:00   Ende der Tagung mit dem Mittagessen

 

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